Gesangverein „Liederkranz“ Relsberg

Der Gesangverein „Liederkranz“ Relsberg wurde am 06. November 1906 im damaligen Gasthaus Johannes Schmitt gegründet. Zahlreiche Männer des Dorfes riefen damals den Männergesangverein ins Leben – eine bis heute bedeutende kulturelle Institution, die Freud und Leid des Ortes über Generationen hinweg begleitete.

Die Gründung & Satzung

Bei seiner Gründung erhielt der Verein eine eigene Satzung mit 38 Paragraphen. Zu den Gründungsmitgliedern zählten:

Aktive Mitglieder:

  • Bäcker Heinrich & Karl
  • Bitzel August
  • Blauth Heinrich, Johann & Jakob
  • Gödtel Heinrich & Eugen
  • Keller Johann I. & Heinrich
  • Klein Heinrich & Johann II.
  • Schäfer Albert
  • Scheer Heinrich
  • Weber Richard

Passive Mitglieder:

  • Godtel Jakob
  • Maue Ludwig
  • Schmitt Johannes
  • Schäfer Karl
  • Gauch Heinrich
  • Jung Jakob

Der erste Dirigent war Herr Blaß, der von 1906 bis 1910 als Schullehrer des Ortes auch den Verein musikalisch leitete.

Geist & Haltung der Zeit

Die Satzung spiegelte den damaligen Geist des „sittlich-vaterländischen Denkens“ wider. Ziel war es, mit guten Volks- und Vaterlandsliedern das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und kulturelle Werte zu vermitteln.

Protokolle & Vereinsleben

Die Protokollbücher dokumentieren vor allem die jährlichen Generalversammlungen – oft knapp gehalten, aber dennoch ein wertvolles Zeugnis der Vereinsgeschichte. Die Aktivitäten des Vereins zeigen ein Spiegelbild der deutschen Geschichte:

Erster Weltkrieg:

1914 enden die Aufzeichnungen abrupt. Erst 1921 setzen die Protokolle wieder ein – geprägt von Inflation und wirtschaftlicher Not:

„Bei der heutigen teuren Zeit wurde einstimmig beschlossen, die Eintrittsgebühr auf fünf Mark und den Monatsbeitrag ebenfalls auf fünf Mark festzusetzen.“
(Generalversammlung, 6. Januar 1921)

Denkmalweihe 1922

Am 1. Oktober 1922 organisierte der Gesangverein die Einweihung des Kriegerdenkmals in Relsberg – ein bedeutendes Ereignis mit Beteiligung zahlreicher Nachbarchöre und feierlichen musikalischen Beiträgen.

Fahnenweihe 1929

Ein weiteres Höhepunkt war die Fahnenweihe am 14. Juli 1929. Als Fahnenbräute fungierten Erna Scheer, Lina Scherer und Olga Scheer. Fahnenträger war Otto Scherer, begleitet von Ewald Scheer und Alfred Weber.

Zweiter Weltkrieg & Neuanfang

Die letzten Einträge vor dem Zweiten Weltkrieg stammen von 1937, obwohl der Chor bis 1940 aktiv blieb. Nach dem Krieg erfolgte der Neuanfang am 28. Dezember 1949. Das 50-jährige Jubiläum wurde im Juli 1956 gefeiert.

75 Jahre Liederkranz – 1981

Vom 24. bis 26. Juli 1981 fand die große Feier zum 75-jährigen Jubiläum statt. Noch standen 34 Sänger auf der Bühne – doch schon 1984 wurde der Betrieb des Männerchores wegen sinkender Mitgliederzahlen eingestellt.

Am 28. April 1985 wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung die Umwandlung zum gemischten Chor beschlossen. Der neue „Gesangverein Liederkranz Relsberg“ war geboren.

Der Gemischte Chor – ab 1985

Die erste Vorstandschaft des gemischten Chors:

  • 1. Vorsitzender: Karl Welker
  • 2. Vorsitzende: Brigitte Condé
  • Kassenwart: Werner Maue
  • Schriftführer: Rudi Klein
  • Beisitzerinnen: Christel Schlemmer, Martha Jung, Kathi Scherer, Dagmar Schmitt

Erste Aktive im neuen Chor waren u. a. Rosel Adelmann, Brigitte Condé, Rudi Klein, Paul Schmitt, Karl Welker und viele mehr.

90-jähriges Jubiläum – 1996

Vom 13. bis 15. September 1996 feierte der Verein sein 90-jähriges Bestehen mit Festkommers, Liederabenden und zahlreichen Gastchören – ein großes musikalisches Fest in der ehemaligen Raiffeisenhalle.

Heute & Ausblick

Heute veranstaltet der Verein jährlich einen Liederabend oder -nachmittag sowie ein traditionelles Singen am Weihnachtsbaum am 3. Advent. Auch das musikalische Schlachtfest und der Martinsumzug mit dem Heimat- und Kulturverein sind feste Bestandteile des Jahresprogramms.

Trotz Schwankungen in der Mitgliederzahl ist der Verein mit 24 Aktiven gut aufgestellt – unterstützt durch Sänger:innen aus umliegenden Orten wie Hefersweiler, Morbach, Einöllen und Seelen.

Zum Schluss

„Es wäre zu wünschen, wenn auch aus den Reihen der Relsberger noch einige zu uns kommen würden – damit wir auch den 125-jährigen Geburtstag gemeinsam feiern können.“

Autor: Rudolf Hentzel, Januar 2006